Bruno Dohrn und Gerd Thode lieben es langsam. Sie sind Fans von Oldtimer-Treckern. Für ihre Gefährte haben sie jeweils einen Anhänger gebaut, in dem sie schlafen können. Damit werden sie am 8. Juni auf große Fahrt gehen. Begleitet werden sie von zahlreichen weiteren Trecker-Fans. Ihr Ziel ist Sehestedts Partnergemeinde Lohmen.
Es soll eine große Feier werden. Nach zwei Jahren Corona-Pause gibt es wieder ein Treffen der Partnergemeinden Sehestedt und Lohmen in Mecklenburg-Vorpommern. Das haben die „Öltimer“ als Anlass für eine Trecker-Tour genommen.
Seit 1990 besteht zwischen den Gemeinden Sehestedt (Schleswig-Holstein) und Lohmen (Mecklenburg-Vorpommern) eine Partnerschaft, die mit gegenseitigen Besuchen intensiv gepflegt wird. Corona erforderte eine Pause. Aber am Wochenende 11./12. Juni gibt es eine Feier in Lohmen, zu der die „Öltimer“ mit ihren Traktoren anreisen und zahlreiche Sehestedter in einem Bus.
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Lohmen in Sehestedt zu Gast:
Den Oldimer-Club der Sehestedter Traktorfans gibt es seit neun Jahren. Seit 2019 sind sie ein eingetragener Verein unter dem Namen „Öltimer“. Der Verein hat 53 Mitglieder. „Der Besitz eines Treckers ist keine Voraussetzung für die Mitgliedschaft, viele sind passive Unterstützer“, erklärt der Vorsitzende Bruno Dohrn. Die Mitglieder kommen auch aus Owschlag, Blickstedt, Preetz, Owschlag und Regensburg. Jeden dritten Freitag im Monat treffen sie sich im Vereinsheim bei Bruno Dohrn.
Er selbst fährt einen roten Hanomag R35, den er „vor acht oder neun Jahren“ in Haby gekauft hat. Bei der Tour nach Lohmen hat er noch einen ebenso roten Anhänger dabei. Gefunden hat er ihn über das Internet. 300 Euro hat Bruno Dohrn für den ehemaligen DDR-Feuerwehranhänger bezahlt. Gemeinsam mit Gerd Thode – ebenfalls Trecker-Fan und stellvertretender Vorsitzender der „Öltimer“ – hat er ihn aus Sachsen geholt. „Die Tour war teurer als der Anhänger.“ In seiner Werkstatt hat er den Hänger verlängert und ausgebaut.
Der 70-Jährige ist spät zu seinem Hobby gekommen, da hatte er die 50 schon überschritten. Inzwischen hat Sehestedt durch sein Engagement und das der übrigen Mitglieder einen tatkräftigen Verein erhalten. „Brunos Trecker-Schloss“ verkündet ein Schild über der Werkstatt, die neben dem Clubheim der „Öltimer“ auf seinem ehemaligen Bauernhof liegt. Hier hat es nach Corona zwar wieder die ersten Treffen gegeben, aber noch ist der Verein nicht zu alter Form aufgelaufen, bedauert Dohrn.
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Mit fünf Treckern werden die „Öltimer“ jetzt auf große Fahrt gehen. Es ist nicht das erste Mal, dass sie mit ihren alten Zugmaschinen auf der Landstraße unterwegs sind. 260 Kilometer lang ist die Reise dieses Mal. Der Sehestedter hat vorher die Route abgefahren. Begleitet werden die „Öltimer“ von fünf Fahrzeugen des Oldtimerclubs Norby und Umgebung. Außerdem machen sich sechs Trecker aus Eckernförde unabhängig und mit Wohnwagen auf den Weg.
Am Donnerstag, 9. Juni, um 8 Uhr wird gestartet. Immer auf Landstraßen. Erst bis Neumünster und vor dort über Klein Kummerfeld, Wahlstedt, Altenweide und Barnitz bis zum Landhaus Klempau in Krummesse (Kreis Herzogtum Lauenburg). Die Eckernförder übernachten in ihren Wohnwagen, drei der Sehestedter im Landhaus. Doch Bruno Dohrn und Gerd Thode verlassen ihre Fahrzeuge auch in der Nacht nicht.
Im Anhänger von Bruno Dohrn finden ein einfaches Bett, Schränkchen und eine Kühlbox mit Stromanschluss Platz. „Für die ganz wichtigen Getränke“, erklärt er mit einem Augenzwinkern. Gerd Thode schläft auf dem Dach seines Anhängers. Auf die Idee kam er, als er einen VW-Bus mit Dachzelt sah. „Geile Sache“, lautete sein Urteil und kurz darauf war sein Anhänger entsprechend ausgerüstet. Das Zelt ist in zehn Minuten aufgefaltet und über eine Leiter zu erreichen. Thode und seine Frau haben einmal auf einem Campingplatz übernachtet. „Da sind wir bestaunt worden“, erinnert er sich.
Gerd Thode fährt einen knallroten Porsche-Trecker mit ebenso knallrotem Anhänger. Sein Porsche hat 40 PS und kann wie der Hanomag R35 von Bruno Dohrn treckerübliche 25 Kilometer pro Stunde zurücklegen. Den Anhänger hatte er ebenfalls über das Internet entdeckt. „In Görlitz wurden zwei Feuerwehranhänger versteigert“, erinnert er sich. Er hat mitgeboten und bekam für einen den Zuschlag.
„Ich habe das alte Feuerwehr-Rot entfernt“, berichtet er weiter und den Anhänger dann im selben Rot wie den Porsche-Trecker lackiert. Im Innern sind jetzt Utensilien untergebracht, die die Trecker-Freunde während ihrer Touren benötigen – wie zum Beispiel Getränke. Wo auch immer er mit seinem Gefährt auftaucht, sorgt er für Aufmerksamkeit. „Das Gespann ist ein Magnet.“
Am zweiten Tag der Tour sind die Trecker ebenfalls wieder um 8 Uhr am Start. Einen Teil der Strecke wird sogar … mitfahren. Über Ratzeburg und Mustin geht es bis Dechow. Von dort nach einer Pause weiter über Gadebusch, Grambow und Schwerin nach Pinnow. Nach einer Mittagspause im Gasthaus Petersberg folgt dann die letzten 50 Kilometer bis Lohmen, für die sie schätzungsweise gute zwei Stunden benötigen werden. „Autofahrer, die und entgegenkommen, sind freundlich“, schmunzelt Gerd Thode. „Die anderen oftmals genervt.“
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„Lohmen feiert gern“, stellt Bürgermeister Bernd Dikau auf der Internetseite der mecklenburgischen Gemeinde fest. Gründe für das Fest am Sonnabend, 11. Juni, gibt es gleich drei: 795 Jahre Lohmen, 30 Jahre Partnerschaft mit Sehestedt und 10 Jahre UKA Lohmen (Umweltgerechte Kraftanlagen).
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Am Sonntagmittag startet der Bus mit den Sehestedter Gästen wieder gen Norden. Die Trecker-Fans planen noch die Besichtigung des Agroneums Alt Schwerin (Landwirtschaftsmuseum), bevor sie ganz langsam Richtung Heimat rollen.